Zu Beginn dieser Episode möchte euch gerne einen wunderbaren – auch recht persönlichen – Text aus dem Buch „Alle Wege sind offen – Fotografinnen auf Reisen“ vorlesen:
„Der Begriff, der alle meine Sinne verbindet, ist dieser: Transit. Es sind Orte, die man durchquert, um woanders hinzukommen. Keine Destination oder Bestimmung. Marc Augé nennt diese Orte „Nicht-Orte“. Meine Reise hat kein Ziel, außer das des Unterwegsseins. Ein Bild zu machen, und dann das nächste.
An diesen Orten bin ich nicht alleine. Ich begegne dort Menschen. Das können Mitreisende sein. Es können Personen sein, mit denen ich eine Verabredung getroffen habe: an der Tankstelle, der Straßenecke oder im Hotel. Oder wir machen uns von vornherein gemeinsam auf, in dem untrennbaren Familientrubel, das wir lange Zeit waren, die Fotografin Mama, Maxi und Leo.
Die Menschen in den Bildern sind präsent in ihrer gestylten Körperlichkeit, aber die zugehörigen Gedanken sind schwer lesbar. Sie erträumen ihre eigene Existenz. Diese Nichtgreifbarkeit, der Entzug von Wissen und Zugänglichkeit ist Teil meines unausgesprochenen Vertrags mit der abgebildeten Person. Sie zeigen mir viel von sich, in dem Moment, in dem ich die Kamera auf sie richte. Aber ich bin mir dieser Härte bewusst, die darin liegt, das Fragment eines Augenblicks als Repräsentation eines Menschen auszustellen. Ich gehe ein paar Schritte zurück, lasse Erzählungen ins Leere laufen. Es ist nur ein Bild, flüstert der Abstand.
Ich möchte nicht zeigen, was ich sehe. Ich möchte ein Bild machen. Das Fiktionale im Dokumentarischen hat mich immer interessiert, aber auch umgekehrt, der dokumentarische Anteil in der Inszenierung“
Sie wurde 1968 in Finnland geboren, lebte bis sie 5 war ist sie in Kanada, ist dann nach Süddeutschland gekommen, hat 6 Jahre in NY gelebt und lebt und arbeitet nun in Bielefeld… ganz gespannt bin ich auf ihren Transit hin zu der Kamera.
Kulturpartner:in dieser Episode ist das Kunstmuseum Liechtenstein und die Hilti ART Foundation, herzlichen Dank für euer Engagement.