Landschaft
Sehe die vertrauten Farben
Erkenne Deinen Horizont
Spuren Deiner Hände
An verwischten Wolkenrändern
Alles hier bist Du
Wind und Wellen
Und am Morgen jede Stufe
Dieser Treppe zum Meer.
Meine heutige Podcastfolge beginne ich mit einem Gedicht. Ein romantisches Gedicht, zweifellos. Eines, das Bilder im Kopf entstehen lässt, das uns mitnimmt ans Meer. Wir können uns hineinfühlen, Wind und Wellen spüren und uns im Horizont verlieren. Und sicherlich gibt es für den einen oder anderen hinter dem Du eine ganz bestimmte Person.
Für zwei Menschen, die ich heute treffe, hat dieses Gedicht eine besondere Bedeutung. Die hier beschriebene Landschaft ist der kleine Ort Vejby an der Küste der dänischen Insel Seeland. Hier verbringt der Künstler Carsten Fock den zweiten Corona-Lockdown. Dabei entstehen über 100 Zeichnungen, die immer wieder Landschaft, Farben und Stimmungen einfangen. Fast meditativ setzt er sich dabei immer wieder mit dieser Landschaft auseinander, der Weite, dem Licht, dem Horizont. Und hier lernt er aus der Ferne seine Partnerin Eva-Maria Braun kennen. Das Gedicht schreibt sie etwa ein Jahr später, bei ihrem ersten gemeinsamen Aufenthalt in Vejby.
Bildende Kunst und Poesie schaffen Räume – für Gedanken, Emotionen, Stimmungen. Beiden geht es weniger um das Verstehen im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr um das Sich-Einlassen, das tatsächliche Er-Leben. Sie laden ein zur Auseinandersetzung und Kommunikation, mit dem Werk und dabei auch immer mit sich selbst. Zwei Betrachter oder Leser werden das gleiche Kunstwerk oder Gedicht immer unterschiedlich wahrnehmen und empfinden. Finden sich zwei Menschen, die sich selbst ausdrücken in Bild und Wort, können Kunst und Poesie sich berühren und gegenseitig inspirieren.
Über die Wirkung von Kunst und Poesie, ihre besondere Verbindung und gegenseitiges Berühren spreche ich heute mit Carsten Fock und Eva-Maria Braun.
Doch zuerst möchten wir Eva-Marias und Carstens Geschichten in Kunst und Poesie kennenlernen.